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Nachruf zum Tode von Katharina Stäbler


Portraitfoto von Katharina Stäbler

Geboren wurde Katharina Stäbler 1934 in Oberthulba in Unterfranken. Bereits in ihrem Abituraufsatz im Jahre 1954 widmete sie sich dem Thema „Auch ohne Berufspolitiker zu sein sind wir zu politischem Handeln berufen.“ Damals wusste sie noch nicht, welchen Einfluss dieser Leitgedanke auf ihr weiteres Leben haben sollte.

Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre in München heiratete sie 1962 ihren Mann Werner, mit dem sie fünf Kinder bekam. Mit ihm zog sie im selben Jahr auch nach Urach, wo sie zunächst bei Haus am Berg (jetzt Bruderhaus-Diakonie) arbeitete und ab 1984 das neu erbaute Seniorenzentrum Herzog Christoph leitete.

In Berührung mit der Kommunalpolitik kam sie erstmals 1975, als die damals 41-jährige für die CDU in den Uracher Gemeinderat gewählt wurde. Insgesamt war sie bis zu ihrem Ausscheiden 2006 rund 31 Jahre lang Mitglied im Gremium – was bislang noch keiner anderen Frau gelungen ist.

In dieser Zeit war sie über 24 Jahre lang erste stellvertretende Bürgermeisterin. Es gab nur wenige Sitzungen, an denen sie nicht teilgenommen hat. Zudem war sie auf jeden Termin akribisch vorbereitet und führte über jede Sitzung ihr eigenes Protokoll.

Zu ihren großen Themen zählten zum Beispiel die Kindergärten, die Herbstlichen Musiktage, die Mobile Jugendarbeit oder auch die Kurbetriebe. Auch die Einrichtung des städtischen Seniorentreffs ging maßgeblich auf die Initiative von ihr zurück.

Insbesondere lassen sich zwei Phasen in ihrem Wirken besonders hervorheben, in welchen das Geschick der Stadt in den Händen von Katharina Stäbler lag. Zweimal hat sie in schwierigen Zeiten als erste stellvertretende Bürgermeisterin das Ruder an sich genommen.

Der erste Zeitraum war der Wechsel von Bürgermeister Fridhardt Pascher zu Bürgermeister Markus Hase 1996. In diese Zeit fiel ein großer Schadenfall bei den Erdwärmebohrungen und die Umsetzung von städtebaulichen Vorhaben wie dem Höhenfreibad, dem Gewerbegebiet Wittlingen oder der Fortschreibung des Flächennutzungsplans im Ortsteil Hengen.

Damals erwarb sie sich nicht nur innerhalb der Verwaltung oder in den Kreisen der Fachleute einen ausgezeichneten Ruf, auch in der Bevölkerung wurde die „Wahl“-Schwäbin als echte „Bürger“-Bürgermeisterin geschätzt, zu der man großes Vertrauen hatte.

Doch damit nicht genug. Acht Jahre später musste sie nochmal ran: In der zweiten, langen Interimszeit zwischen Bürgermeister Hase und dem neu gewählten Bürgermeister Markus Ewald war sie es, die 2004 den Scherbenhaufen der Insolvenz des Thermalbades buchstäblich wegräumen oder zumindest die Verantwortung und Leitung für die „Aufräumarbeiten“ übernehmen musste. Die studierte Diplom-Kauffrau führte damals die gesamten Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter und mit der Bank, welche sie schließlich zu einem guten Abschluss brachte.

Bei all diesen Erfolgen musste Katharina Stäbler aber auch dunkle Phasen durchleben. So zählte der Unfalltod ihres Sohnes Christian im Jahre 1994 und der frühe Tod ihres Ehemannes Werner 2008 nach schwerer Krankheit zu den bittersten Erfahrungen ihres Lebens.

Doch trotz solcher Schicksalsschläge ließ sich die gläubige Christin nie von ihrem Weg und ihren Werten abbringen. Zu den Werten der Vollblut-Politikerin gehörten vor allem der gegenseitige Respekt und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung sowie mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat. Dort wurde sie vor allem als rhetorisch gewandte und faire Politikerin und als Haushaltsexpertin geschätzt.

Ihre lange Tätigkeit als Kommunalpolitikerin brachte es mit sich, dass sie viele große Veränderungen in Bad Urach begleitete. So fielen zum Beispiel der Bau der Geschwister-Scholl-Realschule, die Erweiterung und die PCB-Sanierung des Graf-Eberhard-Gymnasiums, die Umfahrung des Wilhelmsplatzes oder auch die Wiederinbetriebnahme der Ermstalbahn in die Amtszeit von Katharina Stäbler.

Neben ihrer Tätigkeit im Bad Uracher Gremium war sie von 1989 bis 1994 auch Mitglied des Kreistags in Reutlingen.

Obwohl sie zeitlebens nie gerne persönlich im Vordergrund stand und sich nie zu wichtig nahm, empfing sie als erste Stellvertreterin des Bürgermeisters doch zahlreiche einflussreiche Persönlichkeiten in Bad Urach, wie den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Außenminister Hans-Dietrich Genscher oder den späteren österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.

Für ihre Leistungen im politischen wie im sozialen Bereich hat Katharina Stäbler viele Auszeichnungen bekommen, unter anderem die Silberne Ehrennadel des Gemeindetags Baden-Württemberg (1995), den Ehrenbecher des Gemeindetags Baden-Württemberg (2000) und die Goldene Ehrennadel des Gemeindetags Baden-Württemberg (2005). Von Bundespräsident Horst Köhler wurde ihr zudem 2007 die höchste Auszeichnung Deutschlands verliehen, das Bundesverdienstkreuz. 2012 wurde sie dann auch von ihrer Heimatstadt für ihr Lebenswerk geehrt, indem sie mit der Bürgermedaille der Stadt Bad Urach ausgezeichnet wurde.

Am vergangenen Freitag ist Katharina Stäbler nun im Alter von 88 Jahren gestorben. Sie hinterlässt vier Kinder sowie neun Enkel und sieben Urenkel.

Die Stadt Bad Urach wird Katharina Stäbler stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Die Trauerfeier findet am Samstag, 18. November um 15 Uhr in der Amanduskirche statt.