Der „Auszeitraum“
An der Wilhelmschule gibt es einen speziellen Raum. Die Schüler haben ihn „Paradies“ getauft, da ihrer Meinung nach das Wort „Auszeitraum“ dem Raum nicht ganz gerecht wird. Das „Paradies“ ist täglich an mehreren Schulstunden, sowie in der Pause geöffnet. Frau Stickel und Herr Schweizer sind dort abwechselnd Ansprechpartner für die Schüler.
Die Konzeption des „Paradies“ ist an die eines klassischen „Auszeitraums“ angelehnt und beruht grundsätzlich auf einem einfachen Kartensystem. Über die Jahre hinweg haben wir das System zum Teil leicht verändert und es wurde an die örtlichen Gegebenheiten und die Bedürfnisse der Schülerschaft immer besser angepasst.
In jedem Klassenraum haben die Lehrer einen Satz verschiedenfarbiger Karten sowie einen Laufzettel zur Verfügung. Der Laufzettel dient der lückenlosen Dokumentation zum Verbleib des einzelnen Schülers und wird im „Paradies“ entgegengenommen, abgezeichnet und dem Schüler anschließend wieder mitgegeben.
Die Gründe, weshalb ein Schüler oder auch eine Schülergruppe ins Paradies kommt oder vom Lehrer dorthin geschickt werden können völlig unterschiedlich sein. Die Schüler kommen mit dem Laufzettel und einer Karte der folgenden Farben dort an: rot, gelb, weiß, lila. Die jeweilige Karte zeigt den Grund für den Aufenthalt an und macht das System für alle Beteiligten (Schüler, unterrichtender Lehrer und Paradieslehrkraft) auf einfache Weise transparent.
Das Kartensystem:
Die rote Karte wird nur vom Lehrer vergeben. Schülern, die akut in einen
Konflikt innerhalb oder außerhalb des Klassenzimmers verwickelt sind,
welcher nicht im Klassenverband geklärt werden kann, wird so ermöglicht
ihre Sicht der Dinge in Ruhe und oft in Einzelgesprächen darzulegen.
Strategien zur Konfliktlösung und gewaltfreien Kommunikation werden hier
unterstützend geübt.
Die gelbe Karte wird vom Lehrer vergeben. Die individuelle Förderung der
Schüler steht an der Wilhelmschule im Vordergrund. Daher kommt es vor,
dass Schüler bei einem Thema in der Klasse zusätzliche und mehr
Unterstützung, zum Beispiel Einzelförderung, benötigen. Die Schüler erhalten
dann die gelbe Karte und bringen ihr zu bearbeitendes Unterrichtsmaterial
mit ins Paradies um dort daran zu arbeiten oder Angefangenes zu beenden.
Die weiße Karte wird vom Lehrer vergeben. Das Paradies beherbergt
Spielmaterial für alle Altersstufen. Schüler, die sich besonders angestrengt
haben, besonders fleißig waren oder auch in Absprache mit dem Lehrer ein
festgelegtes Ziel erreicht haben, erhalten mit der weißen Karte eine
30 minütige Erholungszeit/Spielzeit im „Paradies“.
Die lila Karte wird von den Schülern gefordert. Im Schulalltag entsteht häufig
auch von Schülerseite aus Gesprächsbedarf, der am Lernen hindert.
Zur Klärung individueller, persönlicher Probleme im Einzel-
oder Gruppengespräch im Paradies können die Schüler die lila Karte be-
kommen und ein vertrauensvolles Gespräch im Paradies führen.
Die grüne Karte wird im Paradies an die Schüler vergeben. Nach
erfolgreichem Abschluss des Paradiesaufenthalts wird sie dem
unterrichtenden Lehrer als positives Signal zusammen mit dem Laufzettel
zurückgebracht.