Geographie, Geologie und Geschichte

Mit 482 ha ist die Markungsfläche von Sirchingen überschaubar.

Circa 2 km Luftlinie in südlicher Richtung von Sirchingen entfernt liegen der Kleine und der Große Föhrenberg, deren Laubwälder inmitten einer weitläufigen Kernzone des Biosphärengebiets "Schwäbische Alb" liegen. Im Norden und Osten bildet der nahe Albtrauf eine natürliche Grenze. Im Westen wird Sirchingen vom Trockental der Urlauter begrenzt.

In dem 1933 erschienenen Heimatbuch des Bezirks Urach von Hans Schwenkel ist zu lesen:

"Sirchingen hat dadurch eine gewisse Berühmtheit erlangt, daß es in Schulbüchern als ein auf der Europäischen Wasserscheide liegender Ort aufgeführt ist. In der Tat sitzt der Ort in einem landschaftlichen Sattel, sodaß die eine Hälfte nach dem Katzental und damit zur Erms, die andere Hälfte nach dem Ried und damit zur Großen Lauter und zur Donau Gefälle hat. Wenigstens ist dies oberflächlich der Fall. Ja es liegt sogar der merkwürdige Fall vor, dass ein Haus an der Hauptstraße mit dem Trauf in der Richtung der Wasserscheide steht und das Wasser der einen Dachseite nach der Erms, das der anderen nach der Lauter im Straßenkandel abfließt."

Die Siedlung Sirchingen wurde auf einem erloschenen Schlot des Schwäbischen Vulkans angelegt.
Das relativ wasserundurchlässige Vulkangestein konnte genutzt werden, um in Schachtbrunnen Trinkwasser zu gewinnen. In trockenen Jahren wurde das Wasser regelmäßig knapp. Abhilfe schaffte erst der Anschluss von Sirchingen an die Albwasserversorgungsgruppe Georgenauer Mühle im Jahr 1909. Als Relikt aus dieser Zeit sind bis heute zwei Brunnen in der Ortsmitte erhalten geblieben. Ein weiterer Wasserspeicher ist nur noch unterirdisch vorhanden. In der näheren Umgebung von Sirchingen (zum Beispiel im Auental) haben Forschende der Geowissenschaft noch an mehreren anderen Punkten erloschene, unterirdische Vulkanschlote nachgewiesen.

Aus dem Ortsnamen und den alemannischen Gräberfunden ist zu schließen, dass die Gründung von Sirchingen in die Zeit um 400 nach Christus anzusetzen ist. Urkundlich erwähnt wird der Ort erstmals 1406, als eine Irmel Blankenhorn aus Sirchingen jährliche Zinsen von ihrem Hof an die Pfarrei in Gächingen stiftet. Die Ruine Blankenhorn bei Sirchingen muss in unmittelbarem Zusammenhang mit der 1383 erstmals erwähnten gleichnamigen Familie gesehen werden.

Kirchlich gehörte Sirchingen bis 1449 zur Pfarrei Gächingen und seitdem zur Pfarrei in Upfingen. Bereits im Jahr 1467 war im Dörfchen Sirchingen eine eigene Kapelle vorhanden. Urkundlich belegt ist, dass vier Sirchinger Bauern am 01.12.1496 die Lesung einer wöchentlichen Messe in dieser Kapelle stifteten. 1883 wurde die Kapelle durch einen Kirchenneubau ersetzt, um regelmäßige Gottesdienste darin abzuhalten. Man vermutet, dass beim Neubau der Kirche Teile der alten Kapelle weiterverwendet wurden.

Einen eigenen Friedhof hat der Ort zwar schon seit 1626, doch erst seit 1877 werden alle ums Leben Gekommenen hier bestattet. Bis 1449 waren diese in Gächingen und danach bis 1877 in Upfingen begraben worden.

Das Schul- und Rathaus wurde 1846 gebaut. Schultheißen gibt es hier seit 1557. Bis um 1540 bestand Sirchingen nur aus vier Bauernhöfen, wovon zwei an die Herrschaft Württemberg und einer an die Marienkirche in Upfingen Zinsen geben mussten. Die bäuerliche Bevölkerung war bis ins 19. Jahrhundert in die Georgenauer Mühle "gebannt".

Zur nahen Stadt Urach bestanden seit jeher starke Verbindungen. Schon 1454 und 1554 besaßen Teile der Sirchinger Bevölkerung Häuser in Urach und hatten dort auch Anteile an zwei Mühlen. Die Wüstung Egenhausen in der Markung Sirchingen lässt auf noch frühere Verbindungen zu den Grafen Egino um 1200 schließen. Politisch gehörte Sirchingen seit etwa 1500 zum sogenannten Kirchspiel auf der Alb. Die davon abgeleitete Bezeichnung "Kispel" hat sich bis heute für die Region der St. Johanner Alb erhalten.

Im dreißigjährigen Krieg hat Sirchingen durch die Belagerung der Festung Hohenurach und die Pest stark gelitten. Von den 1634 vorhandenen 170 gemeldeten Personen überlebten nur etwa 30. Erst um 1850 wurde die frühere Bevölkerungszahl wieder erreicht. Viele Felder lagen in der Zeit nach 1648 jahrzehntelang brach.