Die Burgruine Hohen Wittlingen erreicht man vom Weg vorbei an der Schloßwiese oder durch die Schlößleshalde, wo auch die frühere Quellfassung für das Hofgut ist. Beide Wege führen durch den aus dem Fels gebrochenen Burggraben. Der schmale Graben schneidet die Felsnase zwischen Erms- und Föhrental vom Albhinterland ab und schützt so die Burg Hohen-Wittlingen.
Dank der starken Mauern und der senkrecht abfallenden Felswände zum Ermstal hin, war die Burg optimal gesichert.
Zum Burgeingang ging es durch einen Zwinger, dessen Tor durch ein Rondell gesichert war. Eine Schildmauer und die Grundmauern der Gebäude sind noch gut zu erkennen. Der höchste Punkt der Burg ist eine Aussichtkanzel, von der man einen herrlichen Blick ins Ermstal hat, so zum Beispiel auf die direkt darunter liegende Georgenau.
Im Jahr 1248 kaufte der Bischof von Konstanz den Ort Wittlingen und den Hohen-Wittlingen. Die Burg war bis dahin im Besitz der Grafen von Urach. 1251 übergab der Bischof Dorf und Burg als Lehen an den Grafen Ulrich I, genannt der mit dem Daumen, oder als Stifter.
Der Hohen-Wittlingen ist damit die erste wichtige Burg der Württemberger im Ermstal. Es folgten der Hohen Urach 1264 und Seeburg 1311. Damit erschloss sich das Haus Württemberg, das verkehrsgeographische und strategisch wichtige Ermstal. Als die Burg im Reichskrieg 1311 der Belagerung Stand hielt, galt sie fortan als eine der Hauptburgen des Grafen Eberhard I von Württemberg -1265 bis 1325- und als militärischer Stützpunkt. Bis ins 15. Jahrhundert war der Hohen-Wittlingen Eigen-besitz der Württemberger Grafen.
Im 16. Jahrhundert saß ein Burgvogt auf der Burg, er hatte gleichzeitig die Funktion eines Forstknechts (Reisiger Forstknecht: Bewaffnet). Im Jahr 1548 bot der Hohen-Wittlingen dem württembergischen Reformator Johannes Brenz 1499 - 1570 Schutz. Dieser war auf der Flucht vor den Soldaten von Karl V. Der Kaiser hatte damals das evangelische Württemberg besetzen lassen, um das von ihm erlassene Religions-Gesetz durchsetzen zu lassen. Der Versuch, den katholischen Glauben wieder einzuführen, misslang aber.
Von 1560-1617 wurden die "Wiedertäufer" auf Grund ihrer Glaubenseinstellung auf dem Hohen-Wittlingen gefangen gehalten.
1576 richtete ein Brand schwere Schäden an, die nur teilweise beseitigt wurden. Trotzdem erhielt die Burg gegen Ende des 30-jährigen Kriegs - bis Ende des Krieges - eine Garnison. Danach war die Burg Gefängnis für wildernde und andere feindliche Personen. Jetzt begann der Zerfall. Bis ins 18. Jahrhundert diente die aufgelassene Burg noch der bäuerlichen Bevölkerung Wittlingens als Schutz vor feindlichen Truppen. Die Wittlinger Bürger sollen ihr Vieh so abgerichtet haben, dass sie selbst zur Burg fanden.
Im 18. Jahrhundert begann der Abbruch bis auf die Grundmauern. Diese wurden zuletzt 1953 - 1963 und 1993 gesichert.
Anabaptisten, Täufer, eine im Gegensatz zu den Kirchenstehende, von Zürich ausgehende Bewegung der Reformationszeit. Die Wiedertäufer waren die Vorkämpfer der persönlichen Religionsfreiheit zum Teil revolutionär-kommunistisch gesinnt. Sie zerfielen in zwei Gruppen:
Allen Wiedertäufern eigentümlich war die Förderung der Erwachsenentaufe, daher auch Wiedertäufer. Nachdem das von Wiedertäufern besetzte Münster zurück erobert war, wurden sie verfolgt, sie zogen sich in stille Gemeinden zurück.
Viele fanden eine neue Heimat in Nordamerika, wo sie heute noch tätig sind, als Huterische Brüder oder Mennoniten.
Auf dem Hohen Wittlingen wurden von 1560 - 1617 viele Männer aus Württembergischen Täufergemeinden gefangen gehalten, unter ihnen die Vorsteher Paul Glock und Mathias Binder.
Ihr Ziel war ein Leben in der Nachfolge Jesu. Sie tauften nur Menschen die mit Ernst Christen sein wollten. Sie verweigerten Kriegsdienst und Eid. Sie verkündigten die Botschaft vom kommenden Reich Gottes und waren bereit dafür Freiheit und Leben zu geben.
Taufgesinnte evangelische Gemeinschaften, die durch die Lehren Menno Simons (1496 - 1561) geprägt sind. Menno, ursprünglich katholischer Priester, geriet unter Martin Luthers Einfluß, wand sich aber der Wiedertäufer-Bewegung zu, deren radikale Form er aber ablehnte. Erwachsenentaufe, Eidesverweigerung ethisches Christentum ohne Lehrzucht sind die Hauptmerkmale der mennonischen Gemeinden.
Von Deutschland verbreiteten sich die Mennoniten seit 1683 nach Amerika und seit 1789 nach Russland.