Universität Tübingen und Bad Urach

Wenn Kleinstädten gerne nachgesagt wird, der Horizont reiche nicht weiter als bis zum Kirchturm - der geistige Horizont Urachs lässt sich vielleicht durch solche Mitteilungen abstecken: Aus dem 15. Jahrhundert rührte der erste Hinweis auf eine Lateinschule. Die Tübinger Universität ist von Urach aus gegründet worden. Die Reformation erhielt in Urach beträchtliche Impulse.

Reformatoren wie Johannes Brenz kamen auch nach Urach. Eine Bibelanstalt wurde gegründet, ihre Schriften gingen insbesondere durch die Übersetzungen Primus Trubers in die slawischen Länder des Donaugebiets. Enge Beziehungen erstreckten sich nach Slowenien zur Reformationsbewegung. Urach war bis zum Jahr 1977 Sitz eines evangelisch-theologischen Seminars. Einer der ersten Seminaristen war Eduard Mörike. Heute ist das ehemalige Chorherrenstift Einkehrhaus der Evangelischen Landeskirche. Selbst eine Sammelstätte von Linksintellektuellen war Urach: Nach dem ersten Weltkrieg nahm der Schriftsteller Theodor Plivier seinen Wohnsitz hier. Zu seinem Kreis, der sich in Urach aufhielt, zählten die Schriftsteller Friedrich Wolf und Johannes R. Becher.

Touristischer Tipp:

Gäste finden in einer solchen Stadt eben nicht nur »Animation«, sondern geistige Anregung. Aus dem reichhaltigen Veranstaltungsprogramm ragen die hochwertigen musikalischen Veranstaltungen heraus.
Die schwäbische Brezel soll ein Uracher Bäcker erfunden haben. Die Legende lässt man sich am besten abends am Stammtisch erzählen.

Die jüngsten Jahresringe an Bad Urachs Lebensbaum hat der Tourismus angesetzt. Zwar ist bereits Anfang des 16. Jahrhunderts von einem Heilbrunnen die Rede, aber erst 1970 wurde - dank privater Initiative zielstrebig eine Heilwasser-Bohrung niedergebracht. Nicht ins Blaue oder besser Braune hinein; vielmehr waren die geologischen Besonderheiten dieses Vulkangebiets seit 150 Jahren bekannt und die Aussichten auf Thermalwasser erfolgversprechend. Die Bad Uracher Therme strömt aus 769 Meter Tiefe und ist mit 58 Grad Celsius eine der wärmsten des Landes. Nun kommen nach Bad Urach nicht mehr nur Sommerfrischler, die Urach schon kannten und schätzten, es kommen nicht mehr nur wandernde Personen. Jetzt kommen auch Gäste, die sich einer Badekur unterziehen. Die Heilanzeige bezieht sich auf rheumatische Erkrankungen, Gelenkleiden, Erkrankungen der Wirbelsäule und Rückenmuskulatur, Unfallnachbehandlung, vegetative Distonie und Kreislaufbeschwerden. Es kommen aber auch Gäste, denen es einfach Spaß macht, sich nach einer Wanderung, einer Radtour oder einer Skiwanderung im Thermalwasser zu entspannen.