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Geothermie-Projekt in Bad Urach


Ende Februar 2022 gab es die Gelegenheit die Bad Uracher Geothermie-Bohrstelle öffentlich zu besichtigen. Fast 100 Interessierte ließen sich die Möglichkeit nicht entgehen, sich vor Ort über den Stand des Projektes zu informieren.

Anlass des Besichtigungstermins waren die laufenden Pumpversuche, mit denen Temperatur und Menge des geförderten Thermalwassers gemessen wurden. Und so konnten die Besucher an Ort und Stelle sehen, wie etwa 17 Liter Wasser pro Sekunde aus einer extra errichteten Fontaine sprudelten. Hauptzweck dieses Springbrunnens war allerdings nicht nur, den Besuchern eine Wassershow zu bieten, sondern in erster Linie das 55 Grad heiße Wasser dadurch wieder abzukühlen, bevor es in die Kanalisation geleitet werden konnte. Wie die beiden erfolgreichen Bohrungen zukünftig verwendet werden, wird entschieden, sobald alle Messungen ausgewertet sind.

Hier können Sie einen kurzen Film über die Bohr- und Pumparbeiten sehen:

Geothermie-Projekt_Bad_Urach_-_2022.mp4

Warum wurde wieder gebohrt?

In den 90er-Jahren wurde versucht, im Hot-Dry-Rock-Verfahren Strom zu erzeugen. Da dieses Vorhaben aber wegen verschiedenen technischen Problemen fehlschlug, blieben die mehr als 3000 Meter beziehungsweise mehr als 4000 Meter tiefen Bohrungen seither ungenutzt.

Vom Bergbauamt wurde daher angeordnet, die beiden Löcher wieder komplett aufzufüllen und zu verschließen. Nach all dem technischen und finanziellen Aufwand, der in den vergangenen Jahrzehnten getrieben worden ist, wäre es aber nicht nachhaltig gewesen, die Bohrungen einfach wieder aufzufüllen. Gerade in Zeiten, in denen viel über Klimaschutz geredet wird, hat sich die Verwaltung und der Gemeinderat daher dazu entschieden, diese natürliche und umweltschonende Energiequelle nicht einfach zuschütten, sondern so gut es geht weiter zu nutzen.

Mit den Bohrungen soll zudem eine zusätzliche Thermalwasserquelle erschlossen werden, auf die im Falle eines Versiegens der momentan genutzten Quellen für das Thermalbad zurückgegriffen werden könnte.

Wo wurde gebohrt?

Gebohrt wird von Mitte September bis voraussichtlich Ende des Jahres am sogenannten „Bohrplatz“ unterhalt des Kurparks in Richtung Dettingen. Dort wurden in den 90er-Jahren bereits die beiden Tiefbohrungen „Urach 3“ und „Urach 4“ niedergebracht. Es wird also keine neuen Bohrungen geben, sondern es wird an den bestehenden Bohrlöchern gearbeitet.

Wie wurde gebohrt und welche Arbeiten waren notwendig?

Zunächst wird in den beiden bereits bestehenden Bohrungen jeweils ein Deckel in rund 1300 Metern Tiefe eingesetzt. Auf diesen Deckel wird dann eine 100 Meter starke Sandschicht aufgebracht. Auf diese Sandschicht kommt später eine rund 300 Meter hohe Zementfüllung. Die beiden ursprünglich viel tieferen Bohrlöcher werden dann also in einer Tiefe von 900 Metern verschlossen sein.

In einem weiteren Arbeitsschritt wird dann in rund 630 Meter Tiefe ein Ablenkkeil, ein sogenannter Whipstock in die Löcher eingesetzt, durch den der nun zum Einsatz kommende Bohrkopf schräg in das Gestein gelenkt wird. Dieses ist notwendig, um die zementierten Wandungen der beiden bestehenden Bohrungen zu durchstoßen und wieder an das heiße Gestein heranzukommen. Diese schräge Bohrung wird dann auf etwa 750 Meter abgeteuft, wie es in der Bergmannssprache heißt.

Für die Arbeiten wird dort ein Bohrturm mit einer Höhe von 12 Metern stehen. Das Gestänge der 40 Tonnen schweren Anlage misst sechs Metern.


Welche Ergebnisse sind zu erwarten?

In 750 Metern Tiefe beträgt die Temperatur rund 57 Grad Celsius. Neben der Thermalwasser-Sicherung stünde somit im Idealfall eine nutzbare Wärmeleistung von etwa 3.360 kW/h zur Verfügung. Dies würde etwa der Jahreswärmemenge von 450 bis 550 Haushalten entsprechen. Die Bohrarbeiten sind aber durchaus mit einem gewissen unternehmerischen und damit finanziellen Risiko behaftet. Es gibt zwar eine hohe Wahrscheinlichkeit, aber letztlich keine Garantie, dass die aktuellen Bohrungen auch den gewünschten energetischen Erfolg erzielen werden.

Was kostet das Vorhaben?

Die Projektkosten belaufen sich auf insgesamt etwa 2 Millionen Euro. Die Stadt erhält aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm des Landes einen Zuschuss in Höhe von 490 000,00 Euro für die Thermalwasser-Sicherung. Es gilt aber noch zu bedenken, dass die geforderte Verfüllung der Bohrlöcher alleine schon rund 1,5 Millionen Euro gekostet hätte, ohne dass man davon irgendeinen Nutzen gehabt hätte.